DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"

Werner Goerendt
Werner Goerendt 1940/41 [4]


Goerendt, Werner Clemens Xaver (10.3.1908 Ziegenhals (Oberschlesien) - 13.2.1977) ist im Archivinformationssystem des Hessischen Staatsarchivs vielfach mit Archivalien vertreten. Dies wird deutlich durch die vielen Quellen Hessisches Staatsarchiv Darmstadt (HStAD), Bestand G 12 A (Landespolizei, Schutzpolizei, Gendarmerie).

Wir beschränken uns auf den Aufsatz von Luisa Wipplinger [4] über "Werner Goerendt. Ein Gefolgsmann Hitlers in Heppenheim", erschienen 2012 in respectamus, der Archiv- und Museumszeitschrift der Stadt Heppenheim. Alle Informationen stammen aus diesem Beitrag. Die weiteren unter Quellen angegebenen Archivalien sind für Menschen gedacht, die weitere Forschungen anstellen möchten.

Goerendt, Sohn eines Fabrikdirektors, war ein eifriger Nazipropagandist. Seine Eltern zogen 1918 nach Heppenheim. Da sein Vater wechselnde Arbeitsverhältnisse hatte, zog die Familie öfters um. Werner Goerendt engagierte sich schon früh in der völkischen Jugendbewegung.

1926 wohnte die Familie wieder in Heppeheim, wo "nun erst der eigentliche Kampf für Adolf Hitler und seine Ideen beginnen sollte. Ein Kampf, der für [ihn] zum Lebensinhalt und zum Lebensschicksal wurde". Er trat am 1. Februar 1928 nach bestandenem Abitur an der Liebig-Oberrealschule in Darmstadt mit der Mitgliedsnummer 75417 in die NSDAP und deren Schlägerbande SA ein. Ein Jahr später wurde er NSDAP-Kreisleiter des Kreises Heppenheim. Für sein Engagement, das auch handfeste Auseinandersetzungen mit Gegnern der Nazis einschloss, erhielt er 1931 den Blutorden der NSDAP.

1928 begann er an der Technischen Hochschule Darmstadt das Studium des Papieringenieurswesens und wechselte später an die Universität Heidelberg, um Rechtswissenschaften zu studieren.

1930 hatte er den Gaurednerschein und 1931 den Reichsrednerschein erhalten. 1931 trat er als Kreisleiter zurück und verlies auch die SA, war aber weiter für die Partei aktiv.

Er gründete im Februar 1932 die nationalsozialistische Zeitung "Der Volksgenosse" und war dort bis 1933 für den politischen Teil zuständig. Später hieß das Blatt "Verordnungs- und Anzeigeblatt".

Im Jahr 1933 wurde Goerendt auch Mitglied in der NSDAP-Stadtratsfraktion. Kurzzeitig war er 1933 auch beim Landeskriminalamt in Darmstadt als Pressesachbearbeiter tätig. 1935 war er Hauptschriftleiter bei der "Kinzig-Wacht" in Gelnhausen und ab 1940 Verlagsleiter des "Schwarzwälder Tagblattes" in Villingen. Hier wurde er auch wieder aktiv für die Partei, "wurde am 20. April 1944 zum Ortsgruppenleiter von Niedereschach ernannt und erhielt gleichzeitig den Dienstrang des Hauptgemeinschaftsleiters der NSDAP durch die Gauleitung Baden".

Nach Kriegsende geriet er in französische Kriegsgefangenschaft und war in den Lagern Villingen und Lahr-Dinglingen kurzzeitig interniert.

Todesurteil
Der Haftbefehl von Werner Goerendt vom 30. Januar 1948 [3].
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Weiter heißt es bei Wipplinger:

"Am 17. Januar 1947 wurde er von der Staatsanwaltschaft Frankfurt im Zuge des Entnazifizierungsprozesses im badischen Fahndungsblatt ausgeschrieben und elf Tage später festgenommen. Grund dafür stellte seine angebliche Verwicklung in eine Mordangelegenheit aus dem Jahre 1933 dar. Aufgrund mangelnder Beweise musste das Verfahren jedoch schon wenige Wochen später wieder eingestellt werden. Nach einem weiteren Haftbefehl der Spruchkammer Bergstraße wurde er 1948 jedoch endgültig ins Gefängnis überführt. In einem viertägigen Verfahren wurde in der Kreisstadt vom 22. bis 25. Juli 1948 über die Strafsache gegen Werner Goerendt verhandelt. Grundlage bildete eine Klageschrift des Hessischen Staatsministeriums vom 3. Mai 1948 und das 'Gesetz zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus' vom 5. Marz 1946. Es wurde gefordert, den Betroffenen in die Gruppe I der Hauptschuldigen einzureihen. ... Der Mangel an Beweisen und die Tatsache, dass viele Zeugen, die etwas über Goerendts tatsachliche Funktion in der Partei aussagen konnten, nicht aufzufinden oder bereits tot waren, erschwerten dabei eine wahrheitsgemäße Einschätzung seiner Aussagen zunehmend. Nach dem viertägigen Verfahren gegen Goerendt wurde dieser durch das Urteil vom 10. September 1948 in die Gruppe I der Hauptschuldigen eingereiht und sollte für die Dauer von zunächst neun Jahren und sechs Monaten in ein Arbeitslager eingewiesen werden. Außerdem musste er siebzig Prozent seines Vermögens als Beitrag zur Wiedergutmachung an die Wiedergutmachungsfonds zahlen. Trotz eingelegter Berufung trat das Urteil durch die endgültige Spruchkammerbegründung vom 30. September 1948 in Kraft. Nach seiner Inhaftierung in das Arbeitslager Darmstadt floh Goerendt im Januar 1949 zu seiner dritten Frau nach Badenweiler, wo er sich einige Wochen aufhielt. Am 25. Marz kehrte er jedoch freiwillig wieder in das Arbeitslager zurück und wurde einen Monat später entlassen. Am 20. September 1949 fand die Hauptverhandlung gegen Werner Goerendt in Bezug auf die Sprengung der Rotationsmaschine in Villingen statt. Trotz seines Geständnisses wurde er von der erhobenen Anklage wegen vorsätzlicher Brandstiftung vom Landgericht Konstanz freigesprochen, da er "auf Grund eines bindenden, sei es rechtmäßigen, sei es rechtswidrigen Befehls gehandelt hat" und bei nicht Ausführung des erhaltenen Befehls "mit der Todesstrafe" rechnen musste. Er kehrte zurück nach Badenweiler, wo er bis zu seinem Umzug nach Sasbachwalden am 20. August 1960 mit seiner Frau wohnte und Inhaber der 'Pension Vogelbachhof' war. Bis zu seinem Tod am 13. Februar 1977 lebte Goerendt in Sasbachwalden und war dort Inhaber des Schwarzwald-Sanatoriums am Breitenbrunnen."


Q: [1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10] [11] [12] [13] [14] [15] [16] [17], Abbildung: [3] [4]

 

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