Über seinen Lebenslauf ist nicht viel bekannt. Im Staatsarchiv Darmstadt archivierte Akten der Odenwaldschule enthalten unter anderem Fotografien von ihm, die dokumentieren, dass er die Odenwaldschule (um 1910/1911) in Ober-Kainsbach im Odenwald besucht hat.
In der Todesanzeige für seinen Bruder Arthur Osann, der als Leutnant und Batterieführer in einem Feld-Artillerie-Regiment im Oktober 1918 gefallen war, wird Victor Osann als Fahnenjunker im Leibgarde-Infanterie-Regiment 115 genannt.
Der Gerichtsreferendar, so im Melderegister, heiratete am 5. Juni 1926 die 1905 in Mühlhausen geborene Liselotte Lancelle. Aus der Ehe gingen 1927 und 1929 zwei Kinder hervor.
1927 verzeichnete das Darmstädter Adressbuch erstmalig den Rechtsanwalt mit einer Kanzlei in der Steinstraße 3 und gibt als Wohnung die Bismarckstraße 47 an - ebenso 1929. 1930 wird als Büroadresse die Wilhelm-Glässing Straße 3, 1933 die Wilhelminenstraße 21 und als Wohnadresse die Wilhelmstraße 15 angegeben. Im Herbst 1934 verzog Osann nach Gießen (Goethestraße 30) und von dort 1940 nach Berlin (Xantenerstraße 10).
Osann trat im Dezember 1933 der NS-Schlägertruppe SA bei, aus der er jedoch im August 1934 aus nicht bekannten Gründen ausgeschieden ist. Er könnte mit dem Umzug nach Gießen im Zusammenhang stehen.
Nach dem Krieg wohnte er von Mai 1945 bis September 1947 in Grassau/Oberbayern.
Im Meldeblatt für die polizeiliche Registrierung von 1949 gab er an, aktiver Offizier gewesen zu sein. Er nahm, mit der letzten Dienstbezeichnung Oberst am Zweiten Weltkrieg teil und war in Griechenland eingesetzt. Hans-Peter Klausch erwähnt in der Biografie über den Braunschweiger Antifaschisten Hermann Bode mehrmals den Oberst Osann. Danach war er Kommandeur des Fest. Inf.Rgt.965. So meldete er am 18. August 1944 in einem Funkspruch "Geheime Kommandosache":
Der Wortlaut des Funkspruchs lässt erkennen, dass Oberst Osann überzeugt war von der Richtigkeit seiner Massnahme im von deutschen Truppen besetzten Griechenland. Über das Schicksaal der "bedingt wehrwürdigen" Soldaten können die Autoren nur mutmaßen. Von den Mordaktionen der deutschen Soldaten wird im Beitrag über Hellmuth Felmy berichtet.
In Darmstadt ließ er sich 1949 wieder nieder. Das Adressbuch enthält ab 1952 den Eintrag "Osann, Victor M., Rechtsanwalt und Notar, Büro und Wohnung Landwehrstraße 1 ½". 1970 fehlt ein entsprechender Eintrag.
In Darmstadt wurde 1918 ein Weg zwischen Jahnstraße und Herdweg in Erinnerung an den nationalliberalen Politiker Arthur Osann (1829-1908), einem Vorfahren von Viktor M. Osann, in Osannstraße benannt.