DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Rigler-Hufeland, Otto (5.1.1877 Berlin- ...) wurde bereits im Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft von 1930 [3] als Facharzt für Röntgenologie bezeichnet.

Der Sohn eines Berliner Sanitätsrates besuchte das Kaiser-Wilhelm-Gymnasium in Hannover und studierte anschließend Medizin in Berlin, Heidelberg und Jena. Er wurde 1900 approbiert und im gleichen Jahr an der Universität Jena promoviert.

Rigler-Hufeland war zunächst als praktischer Arzt tätig, später als Facharzt für Röntgenologie. Sein besonderes Interesse, so heißt es im Reichhandbuch von 1930, galt neben dem Röntgenverfahren der sozialen, speziell der Versicherungsmedizin. Seine Ergebnisse publizierte er in zahlreichen medizinischen Zeitschriften. Er sei Geschäftsführer der Vereinigung für freien ärztlichen Meinungsaustausch, Schriftleiter der Zeitschrift Ärztlicher Praktiker, Herausgeber des Jahrbuchs für Röntgenologen, Mitglied der Deutschen Röntgengesellschaft und verschiedener anderer wissenschaftlicher Gesellschaften und zudem Inhaber des hessischen Sanitätskreuzes.

Im Jahr 1912 wird er erstmals im Adressbuch der Stadt Darmstadt geführt: "Rigler, Otto, Dr. med., Arzt, Leiter der Ernst-Ludwig-Heilanstalt, Grüner Weg 86". In der Kriegsausgabe des Adressbuches von 1915 wird er weiter als Leiter der Heilanstalt genannt. 1916 fehlte ein Eintrag und 1917 bis 1924 wird er als praktischer Arzt mit Sitz in der Heidelberger Straße 37 geführt, wobei die Liegenschaft sich in seinem Eigentum befindet. 1927 führte er den Namen Rigler-Hufeland und den Titel Facharzt für Röntgenologie. Ab 1929 betreibt er seine Praxis im eigenen Haus im Niebergallweg 30. Das Adressbuch von 1933 und 1934 nennt die Praxis in der Rheinstraße 22 (siehe Friedolin Zöhrlaut) und seine Wohnung weiter im Niebergallweg 30. In der Rheinstraße 22 befindet sich auch das Röntgeninstitut der Allgemeinen Ortskrankenkasse, und sowohl Rigler-Hufeland wie auch die AOK haben die gleiche Telefonnummer. Unklar ist, ob es zwischen beiden Institutionen eine Zusammenarbeit gab, die gemeinsame Telefonnummer legt dies nahe. Die Ausgabe von 1935 und 1936 enthält den in der Abbildung gezeigten Eintrag.

Auszug aus Adressbuch 1935/1936
Auszug aus Adressbuch 1935/1936 [2]

Das Röntgeninstitut der AOK wird hier nicht mehr genannt.

Nach den Eintragungen im Jahr 1937 betrieb Rigler-Hufeland seine Praxis nur noch im Niebergallweg 30, in der Rheinstraße 22 hatte der Arzt Dr. med. Fridolin Zöhrlaut das "Institut für Röntgendiagnostik und physikalische Heilmethode" betrieben. Zöhrlaut (geb. 6.3.1898 Paderborn) hatte bereits 1933 eine Praxis im Wilhelm-Jäger-Weg 15 betrieben. Auch er hatte sich vor der Spruchkammer Darmstadt zu verantworten.

Rigler-Hufeland hatte sich 1934 der NSDAP-Schlägerbande SA angeschlossen und war förderndes Mitglied der SS. Das Entnazifizierungsverfahren endete für ihn mit der Einstufung als Mitläufer und einer Sühneleistung von 250 Reichsmark.

Das Adressbuch von 1949 führte ihn als "Rigler-Hufeland, Otto, Dr. med., Facharzt i. R., Niebergallweg 30".


Q: [1] [2] [3], Abbildung: [2]

 

zurück zur Übersicht