DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Ritter, Heinrich
Heinrich Ritter
Heinrich Ritter [5]
Heinrich Ritter
Heinrich Ritter in Nazi-Uniform [4]
(18.2.1891 Gau-Odernheim - 15.3.1966 Rüsselsheim) war ein nationalsozialistischer Politiker und Präsident der Brandversicherungskammer in Darmstadt.

Der Sohn eines Kaufmanns wechselte nach dem Besuch der Volksschule 1899 an die Höhere Bürgerschule in Gau-Odernheim. Anschließend absolvierte er eine kaufmännische Ausbildung in Worms und besuchte eine sogenannte Fernhochschule in Füssen, um volkswissenschaftliche Staatskunde und Politik zu studieren.

Von 1914 bis 1918 nahm Ritter am Ersten Weltkrieg, zuletzt als Unteroffizier teil. Er erhielt das Eiserne Kreuz II. Klasse verliehen. Von 1919 bis 1933 arbeitete er im elterlichen Laden, der schon 1932 wegen Überschuldung geschlossen werden musste. Seit 1922 arbeitete er ehrenamtlich in der Gemeindeverwaltung und war auch kommunalpolitisch aktiv.

Am 1. September 1928 trat er der NSDAP bei.

Von 1930 bis 1933 war erster nationalsozialistischer Bürgermeister (im damaligen Hessen) von Gau-Odernheim. Hier lernte er wohl auch den Arzt und späteren Kreisleiter der NSDAP von Darmstadt, Dr. Karl Schilling kennen. Von 1931 bis 1933 gehörte er der NSDAP-Fraktion des Hessischen Landtages an. Am 1. Juli 1933 wurde er Bürgermeister und NSDAP-Kreisleiter in Bingen. In der Karriereleiter stieg er am 1. Januar 1934 zum Landrat bzw. Kreisdirektor auf und im April des gleichen Jahres zum Oberbürgermeister der Stadt Gießen. Die Universität ernannte ihn 1940 zum Ehrensenator.

Von 1936 bis 1945 gehörte er dem (einflusslosen) Reichstag an.

Von 1941 bis 1943 war er Präsident der Brandversicherungskammer in Darmstadt mit Sitz in der Landgraf-Philipps-Anlage 42.

1942 beriefen ihn die Nationalsozialisten zum Oberbürgermeister der Stadt Mainz. Dieses Amt hatte er bis 1945 inne.

Der überzeugte Nazi Ritter floh im März 1945 vor den US-Truppen nach Bayern und lebte dort unter falschem Namen. Erst 1950 meldete er sich mit richtigem Namen in Kelsterbach, wo seine Mutter lebte.

Das Spruchkammerverfahren wurde eingestellt, und er klagte gegen die Stadt Mainz auf Zahlung von Versorgungsbezügen.


Q: [1] [2] [3], Abbildungen: [4] [5]

 

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