DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
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- Otto Skorzeny [7]
Skorzeny, Otto (12.6.1908 Wien - 5.7.1975 Madrid) war ein hoher SS-Offizier (SS-Obersturmbannführer),
der im Lager Darmstadt 1948 interniert war.
Skorzeny stammte aus einer österreichischen Offiziersfamilie.
Nach der Reifeprüfung in Wien begann er 1926 ein Maschinenbaustudium an der Wiener Universität und schloss es 1931
als Diplom-Ingenieur ab. Danach war er zunächst arbeitslos und trat 1932 der österreichischen
NSDAP, der SA und im Mai 1934 auch der SS bei.
Auf einer Italienreise 1934 lernte er den italienischen Faschisten Mussolini kennen.
1939 begann er eine Ausbildung zum Flugzeugführer. Nachdem seine Bewerbung als Pilot bei der Luftwaffe wegen
seines "hohen Alters" von 31 Jahren abgelehnt wurde, trat er 1940 der Leibstandarte SS Adolf Hitler bei.
Seine weitere Karriere führte ihn nach Frankreich, die Niederlande, die Sowjetunion und zum
Reichssicherheitshauptamt in Berlin.
Zu Hitlers Geburtstag am 20. April 1943 wurde Skorzeny zum SS-Hauptsturmführer befördert.
Skorzeny hatte im September 1943 auf dem Berg Gran Sasso den Gefangenen Benito Mussolini befreit und war an der
Gefangennahme von Widerstandskämpfern des 20. Juli 1944 beteiligt. Auch soll er 1944/45 den Auftrag gehabt haben,
General Eisenhower und seine Stabsoffiziere umzubringen. Dies wurde von ihm jedoch später bestritten.
Im Zusammenhang mit der Aktion in Italien wurde er für die Befreiungsaktion gelobt, zum SS-Sturmbannführer
befördert und am 13. September 1943 mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet.
Im Juli 1944 war er auch an der Festnahme der Hitler-Attentäter beteiligt.
In den letzten Kriegstagen sei er noch zum Obersturmbannführer befördert worden, heißt es.
Mitte Mai stellte sich Skorzeny den amerikanischen Soldaten. Er wurde als Kriegsverbrecher angeklagt und
freigesprochen. Für weitere Untersuchungen wurde er nach Darmstadt überführt und dort inhaftiert.
Am 27. Juli 1948 gelang Skorzeny unter Mithilfe des Gefängniskommandanten die Flucht aus dem Darmstädter
Interniertenlager. In einem Schreiben vom 26. Juli 1948 an den Vorsitzenden der
Spruchkammer Darmstadt-Lager begründete er seine Flucht.
Darin teilt er mit, dass er sich freiwillig in die amerikanische Kriegsgefangenschaft begeben habe. Weiter schrieb
er:
"... Das amerikanische Militärgericht in Dachau hat mich dann am 9.9.1947 mitsamt meinen Kameraden von jeglicher
Schuld freigesprochen. Trotz dieses Freispruchs bin ich weiterhin in Haft gehalten worden. Die amerikanischen
Behörden waren jedoch so großzügig, mir, der ich nach heutigem Staatsrecht die österreichische Staatsbürgerschaft
besitze, freizustellen, in ein
DP-Lager zu gehen oder mich in ein deutsches
Interniertenlager überstellen zu lassen. Ich habe das letztere gewählt, weil ich wünschte, mich nun auch noch - nach
Freispruch vor einem amerikanischen Gericht - vor einem deutschen Gericht zu rehabilitieren. ... Ich habe jedoch
nicht die Absicht, mich einer einseitigen, ausschließlich machtmäßigen Entscheidung zu unterwerfen und so meine
durch amerikanische Richter wiederhergestellte Ehre erneut schmähen zu lassen. Nur allein deshalb habe ich mich
dem weiteren Spruchkammerverfahren entzogen. ...".
Er betonte, dass er
"nur mein Vaterland geliebt habe, ... trage ich keinen weiteren Wunsch als den, in diesem
Vaterlande, ganz gleich welches politisches Gesicht es trägt, in Ehren zu bestehen und als friedlicher Bürger
leben zu dürfen".
Und schloss mit "Ihr sehr ergebener gez. Dipl.-Ing. Otto Skorzeny".
Noch mal in die Schlagzeilen geriet er, als die Medien im März 2016 folgendes berichteten:
"Ein Offizier der Waffen-SS soll laut einem Medienbericht 1962 im Auftrag des israelischen Geheimdienstes getötet
haben. Otto Skorzeny sei als Mossad-Agent für das Verschwinden des Raketentechnikers Heinz Krug verantwortlich
gewesen, schreibt die israelische Zeitung "Haaretz". Krug habe an einem Raketenprogramm Ägyptens, einem damals noch
verfeindeten Nachbarn Israels, mitgearbeitet. Skorzeny sei offenbar der einzige Nazi gewesen, den der Mossad später
rekrutiert habe, sagte der Leiter des Jerusalemer Simon-Wiesenthal-Zentrums, Efraim Zurof, der Nachrichtenagentur
dpa. Einen Deal mit Skorzeny hält Zurof aus israelischer Perspektive für sinnvoll: "Die Operation war absolut
legitim, um Schaden abzuwenden." Skorzeny soll als Gegenleistung für seine Mithilfe vom Mossad gefordert haben,
von der Fahndungsliste des als Nazijäger bekannt gewordenen Simon Wiesenthal gestrichen zu werden. Das habe
Wiesenthal verweigert, sagte Zurof. Skorzeny sei als Agent für den Mossad infrage gekommen, weil er nicht aktiv am
Holocaust beteiligt gewesen sei. Über die Anwerbung von Skorzeny durch den Mossad wurde zwar bereits 1989 berichtet,
aber nicht über die gezielte Tötung. Der gebürtige Österreicher hatte 1943 die Befreiung des gestürzten
italienischen Diktators Benito Mussolini organisiert. Er starb 1975 als freier Mann im Alter von 67 Jahren an Krebs."
Scorzeny lebte später in der Schweiz, in Südamerika und Spanien und genoss den Schutz Francos. Dort pflegte er
weiterhin Kontakte zu SS-Männern. Er starb in Madrid, bei seiner Beisetzung in Wien salutierten alte Kameraden mit
dem Hitlergruß, heißt es bei Wikipedia.
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