Thesing studierte von 1902 bis 1905 Chemie in Darmstadt und Zürich. Nach Stationen in der Schweiz, Paris und Spanien ließ er sich 1920 in Darmstadt nieder. 1921 wurde er Mitglied der Darmstädter Sezession und auch dessen Präsident. 1924 erhielt er den Georg-Büchner-Preis. Seine Arbeiten publizierten "Die Dachstube" und zwischen 1924 bis 1932 der "Hessischer Volksfreund", die Zeitung der hessischen Sozialdemokratie. Befreundet war er unter anderem mit Wilhelm Leuschner und Carlo Mierendorff. Eine erste Einzelausstellung wurde 1926 in der Darmstädter Kunsthalle gezeigt.
Als Paul Thesing 1945 wieder nach Darmstadt kam, beteiligte er sich am kulturellen Wiederaufbau in Darmstadt. Er war Mitbegründer und Präsident der Neuen Darmstädter Sezession und wurde 1947 Leiter der Lehrwerkstätten der bildenden Kunst, aus der die Werkkunstschule hervorging. 1949 verlies er den Lehrbetrieb und widmete sich wieder der politischen Karikatur.
Als vom 25.7.1948 bis zum 1.9.1948 erstmals nach 1945 in den notdürftig hergerichteten Hallen der Mathildenhöhe die "Sommerausstellung 1948" stattfand, wurden neben Werken bekannter Künstler wie Dix, Heckel, Geitlinger, Ackermann, Gilles auch die Werke Darmstädter Künstler wie Schwarzbeck, Posch, Hofferberth, Gunschmann und Thesing ausgestellt. Thesing war mit vier Bildern vertreten, unter anderem mit dem Gemälde "Der Zug des Heringskönigs" an einem zentralen Platz. Das Gemälde machte die meisten Besucher ratlos, es löste einen Eklat aus. Niemand fragte sich - oder wollte sich fragen - was Thesing mit seinem Werk sagen wollte.
Der Kunstkritiker des Darmstädter Echos, Dr. Rudolf Pérard, besprach die Ausstellung in einer fünfteiligen Serie vom 27.7. bis 26.8.1948. Im letzten Beitrag nannte er u. a. Thesings "Zug des Heringskönigs" wegen "qualitativer Eigenschaften für untragbar". Thesing war verbittert. Keines der Sezessionsmitglieder sprang ihm zur Seite. Er ließ die Ausstellung vorzeitig schließen.
Als am 31. Oktober 2010 die Ausstellung "Paul Thesing. Maler und politischer Zeichner" im Kunstarchiv Darmstadt, eröffnet wurde, hielt der frühere Kunstreferent der Stadt Darmstadt, Bernd Krimmel, eine Rede, in der er auf eine Begegnung mit Thesing im Sommer 1948 anlässlich der bereits oben erwähnten Sommerausstellung zurück blickte. Krimmel schilderte, wie er dort unter anderem auch Werke von Malern und Bildhauern sehen musste, "deren Werke ich wenige Jahre zuvor in völkisch-arischen Ausstellungen gesehen hatte, Künstler, die sich den Richtlinien der NS-Reichskulturkammer gefügt hatten. Geschmeidig hatten sie das Terrain 'Blut und Boden' durchschritten und waren nun zielstrebig-wohlgemut beim Neustart dabei."
Den "Zug des Heringskönigs" beschreibt Krimmel so:
Für Krimmel ist
In diesem Zusammenhang ist nicht uninteressant, dass einige Darmstädter Künstler, deren Werke in dieser Ausstellung gezeigt wurden, schon von den Nationalsozialisten für ausstellungswürdig befunden wurden oder deren Werke von NS-Oberbürgermeister Wamboldt angekauft wurden. Als Beispiele sind zu nennen:
Verständlich, dass keine große Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit Thesings Werk bestand, der ja zu den "entarteten Künstlern" gehörte.
Während das Darmstädter Adressbuch von 1921 noch keinen Eintrag "Thesing" enthielt, wird 1924 die
Stiftstraße 15 als Wohnung angegeben. 1927 und 1929 verzeichnet es neben der Wohnung in der Stiftstraße 15
als Maleratelier den Olbrichweg 10. Nach dem Krieg lebte er in der Kranichsteiner Straße 85.
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