Der als Folge des Ersten Weltkrieges
geschlossene "Versailler Vertrag" regelte die Rechte und Pflichten des zur
Verliererseite gehörenden deutschen Staates, unter anderem auch die
Angelegenheiten, die die Fliegerei betreffen: Von 1918 bis 1921 wurde
weder der Motorflugzeugbau noch Fliegen erlaubt. Ab 1922 durften
einsitzige Motorflugzeuge mit bis zu 60 PS gebaut werden. Im Zuge
dieser Lockerungen gründete sich am 24. Februar 1924 offiziell der
"Bund Hessischer Flieger - Hessenflieger Darmstadt". Dieser verstand
sich als Zusammenschluß von Freunden der Fliegerei und ehemaliger
Flieger. Wie die Bezeichnung "Bund" schon erkennen läßt, waren in ihm
alle möglichen Gruppen und Personenkreise organisiert. So auch
Militärflieger des Ersten Weltkrieges, Angehörige der Technischen
Hochschule Darmstadt, Adelige, wohlhabende Geschäftsleute und
Industrielle; also diejenigen, die die notwendigen finanziellen Mittel
zur Verfügung hatten und sich aus ganz unterschiedlichen Motiven sich
mit der Fliegerei beschäftigten.
Chronologie des Griesheimer Sandes:
1874 Der „Griesheimer Sand“ wird Truppenübungsplatz der preußischen Armee
1908/09
August Euler pachtet von der Heeresverwaltung ein Gelände auf dem
Truppenübungsplatz des "Griesheimer Sandes", um Flugversuche
durchzuführen
1909, 7. November: erster Schauflug auf dem "Griesheimer Sand"
1912
Erster offizieller Postflug Deutschlands über Darmstadt mit dem "Gelben
Hund". 1. Oktober: Eröffnung einer preußischen Fliegerstation
1914-18
Kriegsgefangenenlager auf dem "Griesheimer Sand". In dieser Zeit
entwickelt sich Darmstadt zu einem Zentrum der Luftfahrttechnik
1918-1930 Französische Besatzung
1930 Wiedereinrichtung des Griesheimer Flughafens.
3. August: Luftschiff Z 27 "Graf Zeppelin" landet auf dem Flugplatz (siehe Abbildung)
1932 Das Deutsche Reich vermietet das Gelände an die Hessische Flughafen AG (Hefag). Ausbau zum Verkehrsflughafen Darmstadt
1933
Das Forschungsinstitut der Rhön-Rossitten-Gesellschaft (RRG) wird zum
Deutschen Forschungs-Institut für Segelflug (DFS, ab 1937: Deutsche
Forschungsanstalt für Segelflug)
ab 1935 Ausbau zum Einsatzhafen 1. Ordnung der Luftwaffe
1936 Einweihung des TH-Windkanals
1939 Nach Kriegsbeginn Wegzug der DFS, da Darmstadt zu grenznah ist
1939–45 Fliegerhorst der Luftwaffe
1943/44 Bombardierung des Flughafens
1945
Beim Rückzug zerstören deutsche Truppen den größten Teil der
Anlagen. Besetzung durch die US-Army (Darmstadt Army Airfield)
1949 Stars & Stripes European Headquarters zieht in die ehemaligen DFS-Gebäude
ab 1970 Zivile Mitbenutzung des Flugplatzes durch die Hessenflieger, die Akaflieg und die TH Darmstadt
1980 Benennung des Flugplatzes als "August-Euler-Flugplatz"
1992 Abzug der Amerikaner
1996 Ausweisung großer Teile des August-Euler-Flugplatzes als Naturschutzgebiet
2005 Kauf des Flughafengeländes durch die TU Darmstadt
2006 Gründung des Fördervereins August-Euler-Luftfahrtmuseum e.V.
2008
13. Juni: Einweihung des restaurierten Towergebäudes, 15. August:
Fertigstellung des DC-8 Flugzeugrumpfes als multimediales
Informationszentrum, 30./31. August: Flugveranstaltung zum
100-jährigen Bestehen des Flugplatzes
Auf
dem Griesheimer Sand war das Fliegen nach dem Ersten Weltkrieg nicht mehr
möglich. Dieser war von französischem Militär besetzt. Deshalb suchte
man nach Alternativen und fand diese in der Lichtwiese. Am 13./14. Juli
1924 veranstalteten dort die neuformierten "Hessenflieger" einen
Flugtag. Das weite Wiesengelände hatte die Stadt Darmstadt dem Verein
überlassen. Der "Verein für Luftfahrt" und der "Bund Hessischer
Flieger" schlossen sich kurze Zeit später zum "Hessenflieger - Verein
für Luftfahrt" zusammen und errichteten noch im gleichen Jahr eine
Flugschule. Der Verein und seine Aktivitäten wurden von der Stadt
Darmstadt und dem Land Hessen unterstützt. In Städten wie z.B. Gießen,
Lich, Lampertheim, Offenbach und Michelstadt fanden damals auch
publikumswirksame Flugtage statt. Sie hatten nicht nur die Aufgabe, die
Bevölkerung zu unterhalten, sondern sollten auch die Meinungsbildung
bezüglich deutscher "Ingenieurkunst", Fliegerei und Leistungsfähigkeit
beeinflussen und aus dem Trauma des verlorenen Weltkrieges neues
nationales Bewußtsein und Selbstverständnis entwickeln. Am 25.
September 1924 fanden zum erstenmal seit Ende des Ersten Weltkrieges
wieder die "Darmstädter Flugtage" statt. (Diese wurden im Oktober 1931
zum letzten Mal auf dem "Griesheimer Sand" durchgeführt.)
Von Dezember 1924 bis zum Sommer 1925 wurde der Flugplatz Lichtwiese durch
die "Hessische Flugbetriebsgesellschaft" ausgebaut. Die Gesellschaft
bestand aus Vertretern der Stadt Darmstadt und der Technischen
Hochschule, sowie ortsansässigen Industriellen. Im gleichen Jahr
erfolgte dann auch die Eröffnung des Flugplatzes. Bereits 1926 begann
die "Süddeutsche Lufthansa" mit den ersten innerdeutschen Flügen. Ab
1927 wurden diese um internationale Flüge in europäische Großstädte wie
London, Paris, Genf, Zürich, Prag u.a. erweitert. Die dichte Lage am
Stadtgebiet Darmstadts und die damit verbundenen Sicherheitsbedenken
bewirkten 1934 die Verlegung des Flugplatzes auf den "Griesheimer
Sand". Er wurde, obwohl damals auf Griesheimer Gemarkung liegend, als
"Darmstädter Flugplatz" bezeichnet.
Am
11. Juli 1980 wurde er in August-Euler-Flugplatz (siehe Euler, August)
umbenannt. Auf dem Gelände befand sich seit 2004 die von Bad Aibling
nach Griesheim verlegte Spionageabwehr-Einheit der US-Armee, die jedoch 2008 komplett abgebaut und durch
den "Dagger-Complex" ersetzt wurde.
Der Platz am Eingang zum Flugplatz ist nach Walter Georgii benannt.
Ein Gedenkstein für Walter Georgii und ein Gedenkstein für August Euler befinden sich auf einer Wiese vor dem Flugplatzgelände.