DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"

Luftschiff landet
3. August 1930: Luftschiff Z 27 "Graf Zeppelin" landet auf dem Flugplatz [7]

August-Euler-Flugplatz August Euler, ein Luftfahrtpionier der ersten Stunde, pachtete um die Jahreswende 1908/09 einen Teil des Griesheimer Sandes. Er baute und erprobte dort Flugzeuge und gründete den ersten Flugplatz Deutschlands.

Der als Folge des Ersten Weltkrieges geschlossene "Versailler Vertrag" regelte die Rechte und Pflichten des zur Verliererseite gehörenden deutschen Staates, unter anderem auch die Angelegenheiten, die die Fliegerei betreffen: Von 1918 bis 1921 wurde weder der Motorflugzeugbau noch Fliegen erlaubt. Ab 1922 durften einsitzige Motorflugzeuge mit bis zu 60 PS gebaut werden. Im Zuge dieser Lockerungen gründete sich am 24. Februar 1924 offiziell der "Bund Hessischer Flieger - Hessenflieger Darmstadt". Dieser verstand sich als Zusammenschluß von Freunden der Fliegerei und ehemaliger Flieger. Wie die Bezeichnung "Bund" schon erkennen läßt, waren in ihm alle möglichen Gruppen und Personenkreise organisiert. So auch Militärflieger des Ersten Weltkrieges, Angehörige der Technischen Hochschule Darmstadt, Adelige, wohlhabende Geschäftsleute und Industrielle; also diejenigen, die die notwendigen finanziellen Mittel zur Verfügung hatten und sich aus ganz unterschiedlichen Motiven sich mit der Fliegerei beschäftigten.

Chronologie des Griesheimer Sandes:
    
1874 Der „Griesheimer Sand“ wird Truppenübungsplatz der preußischen Armee

1908/09 August Euler pachtet von der Heeresverwaltung ein Gelände auf dem Truppenübungsplatz des "Griesheimer Sandes", um Flugversuche durchzuführen

1909, 7. November: erster Schauflug auf dem "Griesheimer Sand"

1912 Erster offizieller Postflug Deutschlands über Darmstadt mit dem "Gelben Hund". 1. Oktober: Eröffnung einer preußischen Fliegerstation

1914-18 Kriegsgefangenenlager auf dem "Griesheimer Sand". In dieser Zeit entwickelt sich Darmstadt zu einem Zentrum der Luftfahrttechnik

1918-1930 Französische Besatzung

1930 Wiedereinrichtung des Griesheimer Flughafens.  3. August: Luftschiff Z 27 "Graf Zeppelin" landet auf dem Flugplatz (siehe Abbildung)

1932 Das Deutsche Reich vermietet das Gelände an die Hessische Flughafen AG (Hefag). Ausbau zum Verkehrsflughafen Darmstadt

1933 Das Forschungsinstitut der Rhön-Rossitten-Gesellschaft (RRG) wird zum Deutschen Forschungs-Institut für Segelflug (DFS, ab 1937: Deutsche Forschungsanstalt für Segelflug)

ab 1935 Ausbau zum Einsatzhafen 1. Ordnung der Luftwaffe

1936 Einweihung des TH-Windkanals

1939 Nach Kriegsbeginn Wegzug der DFS, da Darmstadt zu grenznah ist

1939–45 Fliegerhorst der Luftwaffe

1943/44 Bombardierung des Flughafens

1945 Beim Rückzug zerstören deutsche Truppen den größten Teil der Anlagen. Besetzung durch die US-Army (Darmstadt Army Airfield)

1949 Stars & Stripes European Headquarters zieht in die ehemaligen DFS-Gebäude

ab 1970 Zivile Mitbenutzung des Flugplatzes durch die Hessenflieger, die Akaflieg und die TH Darmstadt

1980 Benennung des Flugplatzes als "August-Euler-Flugplatz"

1992 Abzug der Amerikaner

1996 Ausweisung großer Teile des August-Euler-Flugplatzes als Naturschutzgebiet

 2005 Kauf des Flughafengeländes durch die TU Darmstadt

 2006 Gründung des Fördervereins August-Euler-Luftfahrtmuseum e.V.

 2008 13. Juni: Einweihung des restaurierten Towergebäudes, 15. August: Fertigstellung des DC-8 Flugzeugrumpfes als multimediales Informationszentrum, 30./31. August: Flugveranstaltung zum 100-jährigen Bestehen des Flugplatzes


Auf dem Griesheimer Sand war das Fliegen nach dem Ersten Weltkrieg nicht mehr möglich. Dieser war von französischem Militär besetzt. Deshalb suchte man nach Alternativen und fand diese in der Lichtwiese. Am 13./14. Juli 1924 veranstalteten dort die neuformierten "Hessenflieger" einen Flugtag. Das weite Wiesengelände hatte die Stadt Darmstadt dem Verein überlassen. Der "Verein für Luftfahrt" und der "Bund Hessischer Flieger" schlossen sich kurze Zeit später zum "Hessenflieger - Verein für Luftfahrt" zusammen und errichteten noch im gleichen Jahr eine Flugschule. Der Verein und seine Aktivitäten wurden von der Stadt Darmstadt und dem Land Hessen unterstützt. In Städten wie z.B. Gießen, Lich, Lampertheim, Offenbach und Michelstadt fanden damals auch publikumswirksame Flugtage statt. Sie hatten nicht nur die Aufgabe, die Bevölkerung zu unterhalten, sondern sollten auch die Meinungsbildung bezüglich deutscher "Ingenieurkunst", Fliegerei und Leistungsfähigkeit beeinflussen und aus dem Trauma des verlorenen Weltkrieges neues nationales Bewußtsein und Selbstverständnis entwickeln. Am 25. September 1924 fanden zum erstenmal seit Ende des Ersten Weltkrieges wieder die "Darmstädter Flugtage" statt. (Diese wurden im Oktober 1931 zum letzten Mal auf dem "Griesheimer Sand" durchgeführt.)

Strassenschild
Inoffizielles Straßenschild (2017)

Von Dezember 1924 bis zum Sommer 1925 wurde der Flugplatz Lichtwiese durch die "Hessische Flugbetriebsgesellschaft" ausgebaut. Die Gesellschaft bestand aus Vertretern der Stadt Darmstadt und der Technischen Hochschule, sowie ortsansässigen Industriellen. Im gleichen Jahr erfolgte dann auch die Eröffnung des Flugplatzes. Bereits 1926 begann die "Süddeutsche Lufthansa" mit den ersten innerdeutschen Flügen. Ab 1927 wurden diese um internationale Flüge in europäische Großstädte wie London, Paris, Genf, Zürich, Prag u.a. erweitert. Die dichte Lage am Stadtgebiet Darmstadts und die damit verbundenen Sicherheitsbedenken bewirkten 1934 die Verlegung des Flugplatzes auf den "Griesheimer Sand". Er wurde, obwohl damals auf Griesheimer Gemarkung liegend, als "Darmstädter Flugplatz" bezeichnet.

Am 11. Juli 1980 wurde er in August-Euler-Flugplatz (siehe Euler, August) umbenannt. Auf dem Gelände befand sich seit 2004 die von Bad Aibling nach Griesheim verlegte Spionageabwehr-Einheit der US-Armee, die jedoch 2008 komplett abgebaut und durch den "Dagger-Complex" ersetzt wurde.

Der Platz am Eingang zum Flugplatz ist nach Walter Georgii benannt.

Ein Gedenkstein für Walter Georgii und ein Gedenkstein für August Euler befinden sich auf einer Wiese vor dem Flugplatzgelände.


Q: [1] [2] [3] [4] [5] [6], Abbildung: [7]

 

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