DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Goldene Krone Die Geschichte der "Goldnen Krone" in der Schustergasse 18 reicht bis zum Jahr 1669 zurück. Damals erwarb der "Kammerrat und Rentkammerdirektor" Nikolaus Tilenius die "Cronen" und eröffnete die "Tilenische Behausung". Das Haus wurde mehrfach verkauft, bis es schließlich 1753 an den "gräflich Erbach´schen Hofküfer und Kellermeister" Johann Peter Wiener aus Reichelsheim im Odenwald überging. Er betrieb das Gasthaus "Zur Guldenen Crone" mit angeschlossener Brauerei. Die Familie Wiener blieb bis 1996 Besitzer des Hauses.

Übrigens: Ein Nachkomme von Johann Peter Wiener, Philipp Adam Wiener, erwarb 1893 in der Dieburger Straße 93 ein weitläufiges Gelände und erbaute darauf eine Brauerei, die "Wiener-Kronen-Brauerei". Auf dem Brauereigelände Ecke Spessartring/Dieburger Straße wurde 1925 ein Biergarten angelegt.

Die Goldene Krone vor der Zerstörung der Altstadt 1944
Die Goldene Krone vor der Zerstörung der Altstadt 1944 [4]

In der Zeit des Nationalsozialismus war "Die Krone" auch ein Treffpunkt des kommunistischen Widerstandes. Es trafen sich u. a. Georg Fröba, der Kellner Alexander Wagenbach, Heinrich und Martha Schäfer (die Eltern des Kommunisten Dr. Heinz Schäfer), der Kraftwagenelektromeister Karl Michael Heß, Heinrich Fischer, der Maschinenschlosser Michael Weis und Hans Fillsack. Leider erhielt die Gestapo von diesen konspirativen Treffen Kenntnis, verhaftete die Beteiligten und machte ihnen den Prozess. Fröba als Kopf der illegalen kommunistischen Organisation wurde zum Tode verurteilt. Fillsack und Weis wurden zu sechs Jahren, Heß zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt.

Im Jahr 2006 wurde der damalige Treffpunkt, das sogenannte "Grüne Zimmer" in "Georg-Fröba-Zimmer" umbenannt.

Von den Zerstörungen Darmstadts wurden als einzige Häuser der Darmstädter Innenstadt die "Krone" und ein ihr gegenüberliegendes Haus - das allerdings bald abgerissen wurde - verschont.

Nach dem Einmarsch der Amerikaner 1945 wurde im Haus ein amerikanischer Klub und ein US-General der "War Crimes Commission" mit Gefolge untergebracht. Nach Schließung des Klubs beherbergte die Krone auch ab 5. September 1950 bis zum Umzug in die Kasinostraße 3 am 5. Januar 1953 das Amerika-Haus (Kennedy-Haus).
Danach diente es wieder als gutbürgerliches Gasthaus, auch zeitweise als Hotel, bis es sich Mitte der 70er Jahre zu der florierenden Musik-Kneipe entwickelte, in der nationale und internationale Größen wie Ina Deter, Erste Allgemeine Verunsicherung, Nina Hagen, Wolf Mahn, Ulla Meinecke, Konstantin Wecker und viele andere erfolgreiche Auftritte feiern konnten.

Im Jahr 1994 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt, eine Tafel am Hoftor, ehemals wohl angebracht, ist nicht mehr vorhanden. Heute ist die Krone neben dem hochpreisigen Darmstadtium und der Centralstation ein respektabler Treffpunkt für die musikbegeisterte junge Generation.

Ach ja: Die Wienerstraße in Darmstadt führt nicht nach Wien, sondern sie hat ihren Namen von der jahrhundertelangen Krone-Betreiberfamilie Wiener, die in dieser Stadtgegend ein Grundstück besaß.

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