DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Pabst, Ernst (31.1.1884 Darmstadt - 9.2.1957 Bonn) war Sohn eines Oberpostinspektors und studierte nach dem Abitur, das er am "Neuen Gymnasium" in Darmstadt ablegte, Rechtswissenschaften in Leipzig (zwei Semester), in Heidelberg (ein Semester), in Berlin (ein Semester) und in Gießen (zwei Semester).

Seine Karriere begann 1905 als Referendar am Amtsgericht Darmstadt. 1909 wurde er Regierungsassessor. Im gleichen Jahr legte er seine Dissertation zum Thema "Die Sanktions- und die Publikationsfrist für Gesetze nach deutschem Reichs- und Landesstaatsrecht nebst einem Überblick über die Bestimmungen ausländischer Verfassungen" vor. Sie erschien 1909 in der Berliner Verlagsbuchhandlung J. Guttentag.

1917 wurde er mit dem Titel Kreisamtmann Feldbereinigungskommissar.

Im Jahr 1933 übernahm er eine Stelle in der Polizeidirektion Darmstadt und wurde dort ein Jahr später als Oberregierungsrat kommissarischer Polizeidirektor und wechselte 1935 in die Innere Verwaltung der Hessischen Landesregierung.

Reichsleistungsgesetz
Titelblatt des Reichsleistungsgesetzes von 1939, herausgegeben von Ernst Pabst [13]

1938 wechselte er in das Reichsinnenministerium nach Berlin und wurde schließlich 1942 Reichsrichter am im April 1941 durch "Führer-Erlass" errichteten Reichsverwaltungsgericht.

Im Berliner Adressbuch von 1943 wird er auf der Seite des Reichsministeriums des Innern als Leiter der Unterabteilung Wehrrecht und Wehrpolitik geführt: "Reichsrichter Dr. Pabst".

Pabst legte mehrere Veröffentlichungen vor:

Das Reichsleistungsgesetz regelt die Verpflichtung von Bewohnern des Reichsgebietes, private Leistungen an sogenannte Leistungsberechtigte, hier vor allem der Wehrmacht oder andere staatliche oder mit staatlichen Aufgaben betraute Stellen, abzutreten. Oder anders ausgedrückt: Staatliche Stellen können unter bestimmten Voraussetzungen auf das Eigentum oder auf Sachleistungen Privater zurückgreifen, z. B. im Krieg oder anderen besonderen Situationen. Es ist im Prinzip vergleichbar mit der Notstandsgesetzgebung von 1968 in der Bundesrepublik Deutschland.

Gleiches gilt auf Grund des Wehrleistungsgesetzes. Es regelt die "Sachleistungspflicht für Wehrzwecke, d. h. für Zwecke der Landesverteidigung", wie beschönigend die rechtliche Vorbereitung auf den Krieg bezeichnet wird.

Nach Angabe der Entnazifizierungskartei war Pabst bereits 1932 der NSDAP beigetreten und von 1934 bis 1937 Kreishauptstelleneiter. Nach 1945 hielt er sich in Esslingen, Kernenweg 11 auf.

Aus Anlass seines Todes 1957 erschienen in der ersten Nummer des ab 1957 wieder erscheinenden Periodikums "Der Leibgardist" zwei Todesanzeigen und ein Nachruf für diesen verdienten und überzeugten Nationalsozialisten. Er kämpfte bereits im Ersten Weltkrieg als Offizier des Darmstädter Leibgarde-Regiment.

"Mit Dr. Ernst Pabst ist am 9. Februar 1957 einer unserer tapfersten und verdientesten Offiziere, die im 1. Weltkrieg im Leibgarde-Regiment kämpften, von uns gegangen."

schrieb sein ehemaliger Regimentsadjutant, der Oberstleutnant d. R. und Landesbankdirektor a. D. Heinz Brodrück im Artikel "Dr. Ernst Pabst zum Gedenken!". Im Ersten Weltkrieg habe er "für seinen persönlichen Einsatz bei den schwierigsten Kampfhandlungen ... hohe und höchste Kriegsauszeichnungen" erhalten, das Eiserne Kreuz EK I "aus der Hand seines obersten Kriegsherrn". Mit seinen "großen Abwehrerfolgen" sei er "in die Kriegsgeschichte des 1. Weltkrieges eingegangen". Der Nachruf versichert "Wir werden ihn nie vergessen! Treue um Treue!"

Im Darmstädter Adressbuch wird Pabst erstmals 1913 (bis 1917) als "Dr. jur. Ernst Pabst, Regierungsassessor, Annastraße 24" erwähnt. 1918 wird als Beruf "Kreisamtmann" angegeben. Der nächste Eintrag findet sich erst im Adressbuch von 1924 mit "Regierungsrat a. D.". Nun folgt der nächste Eintrag erst 1929 als "Regierungsrat" und ab 1934 als "Oberregierungsrat", ab 1935 in der Wilhelmstraße 6. Das Meldeblatt [11] gibt an, dass Pabst 1902 in Leipzig lebte und 1923 nach Kopenhagen zog. 1927 hielt er sich in Amerika und Italien auf. Erst 1928 ist als Wohnsitz wieder die Annastraße 24 verzeichnet. Dies erklärt auch die Lücken in den Adressbüchern.

(siehe auch Leibgardisten-Denkmal und Soldatenverbände)


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