In Darmstadt gab es in den ehemals selbständigen Gemeinde Eberstadt und Arheilgen jeweils eine Synagoge und in der Kernstadt Darmstadt die Synagogen in der Bleichstraße 4 (Orthodoxe Synagoge) und in der Friedrichstraße 2 (Liberale Synagoge). Die beiden Synagogen in der Kernstadt wurden in der Reichspogromnacht am 9./10. November 1938 zerstört. Auch die Synagoge in Eberstadt fiel dem Terror der Nazis im November 1938 zum Opfer. Die Synagoge in Arheilgen brannte am 8. September 1944 durch ein Feuer nieder.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde zunächst im Haus Wilhelm-Leuschner-Straße 5 ein Betraum eingerichtet. Ab 1948 nutzte die Gemeinde das Haus in der Osannstraße 11 als Gebets- und Gemeindehaus. Am 9. November 1988 wurde in der Wilhelm-Glässing Straße 24-30 die neue Synagoge mit Gemeindezentrum eingeweiht.
In Arheilgen gehörten seit dem 18. Jahrhundert relativ viele Bewohner dem jüdischen Glauben an. Nach Steinbeck [4] wurde es "zur Wende zum 19. Jahrhundert ... erforderlich, dass die Juden in Arheilgen eine Synagoge bekamen. ... In der Hundsgasse (später Kleine Brückenstraße 14) fand sich ein entsprechendes Gebäude, das sowohl als Schule wie auch als Synagoge benutzt wurde."
Da sich die Gemeinde rapide verkleinerte, habe in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts kein regelmäßiger Gottesdienst mehr stattgefunden. Daher wurde das Gebäude von der Israelitischen Religionsgemeinde am 13. Juni 1938 verkauft und anschließend als Scheune genutzt. Zerstört wurde das Gebäude - bereits nicht mehr im jüdischen Besitz - am 8. September 1944 durch ein Feuer, das von einem spielenden Kind verursacht worden sei. "Nach dem Krieg", so Steinbeck, "bestätigten ehemalige Mitglieder der jüdischen Gemeinde, dass der Verkauf der Synagoge nicht unter Zwang stattfand und die Käufer nicht mit der NSDAP sympathisierten."
Als das direkt an der Modaubrücke in der Heidelberger Landstraße 230 gelegene alte Rathaus in Eberstadt in die Oberstraße umzog, wurde es als Synagoge genutzt (siehe Foto). Bis 1914 fand dort der Gottesdienst statt. Im Jahr 1914/1915 erhielt die Gemeinde einen Neubau mit Platz für 90 Mitglieder, 60 für Männer, 30 für Frauen. Zu dem modernen Bau hat wesentlich Hermann Nathan-Gernsheimer beigetragen. Zur Synagoge gehörte eine Schule, ein Betraum und die Wohnung des Religionslehrers. Der Sakralraum lag auf der Rückseite des Gebäudes.
Bei den Erdarbeiten für den Neubau 1914 fand man Reste einer alten Synagoge.
Die Synagoge wurde in der Reichspogromnacht 1938 zerstört. Hieran erinnert ein auf dem Boden liegender Gedenkstein.
Orthodoxe Synagoge ("Neue Synagoge") in der Bleichstraße 2-4
In den Jahren 1875-1876 errichteten sowohl die Israelitische Religionsgemeinde wie auch die orthodoxe Religionsgesellschaft neue Synagogen.
Die in den Jahren 1875/76 errichtete relativ schlichte Synagoge wurde 1904 abgerissen und durch einen prachtvollen Kuppelbau mit 290/136 Plätzen ersetzt (siehe Foto). 1906 konnte die von Georg Wickop im Jugendstil erbaute "Neue Synagoge" ganz in der Nähe der Abgerissenen in der Bleichstraße 2-4 eingeweiht werden. Sie war bis zur Zerstörung durch SA-Trupps und johlende Bürger in der Reichspogromnacht am 9./10. November 1938 Mittelpunkt der orthodoxen jüdischen Gemeinde.
An die Synagoge erinnert heute eine Gedenkanlage am Haus Bleichstraße 2 (Ecke Grafenstraße).
Die Hauptsynagoge in der Friedrichstraße, 1875 von Wilhelm Köhler im neuromanischen Stil errichtet, war Treffpunkt der "Liberalen Juden". Sie verfügte über 440 Plätze für Männer und 396 Frauenplätze und wurde am 23.2.1876 eingeweiht (siehe Foto). Die Synagoge ersetzte die alte Synagoge in der Kleinen Ochsengasse 12 (siehe Foto oben).
Sie war bis zur Zerstörung durch SA-Trupps und johlende Bürger in der Reichspogromnacht am 9./10. November 1938 Mittelpunkt der liberalen jüdischen Gemeinde.
Die Synagoge stand auf dem heutigen Klinikgelände zwischen Bleichstraße 19 und dem Julius-Landsberger-Platz. Bis zum Beginn der Baumaßnahmen für einen Klinikerweiterungsbau erinnerte seit 9.11.1967 in der Gartenanlage der Städtischen Klinken eine von Helmut Lortz und Fritz Hausmann gestaltete Menora an die zerstörte Synagoge.
Im Zusammenhang mit den erwähnten Baumaßnahmen des Klinikums stieß man im Jahr 2003 auf Fragmente dieser Synagoge. Es begann eine Neuplanung des Klinikgebäudes mit dem Ziel, eine Gedenkstätte zu integrieren. Am 9. November 2009 konnte die Gedenkstätte eingeweiht werden. Den Prozess der Diskussion um die historischen Funde und die Neuplanung ist hier beschrieben..
Synagoge und Jüdisches Gemeindezentrum in der Wilhelm-Glässing-Straße 26
50 Jahre nach der Reichspogromnacht, genau am 9. November 1988, erhielt die Jüdische Gemeinde Darmstadt mit dem vom Frankfurter Architekten Alfred Jacoby geplanten Neubau einer Synagoge ein neues Zentrum für ihr Gemeindeleben.