DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Willmann, Heinz (9.7.1907 Unterliederbach bei Frankfurt - 22.2.1991 Berlin) war antifaschistischer Widerstandskämpfer und Politiker.

Er war Sohn eines Möbeltischlers und einer Näherin. Ein Jahr nach seiner Geburt in Frankfurt verlor Vater Peter seine Arbeitsstelle und fand durch Vermittlung von Gewerkschaftskollegen eine neue Arbeitsstelle bei einer großen Möbelfabrik in Darmstadt.

Willmann besuchte von 1912 bis 1920 die Volksschule in Darmstadt. Da sechs Jahre seiner achtjährigen Schulzeit in die Zeit des Ersten Weltkrieges fielen, erinnerte er sich, dass in der Schule "patriotische Lieder" geübt wurden.

Willmann mit Robert Havemann
Willmann (rechts) mit Robert Havemann (Mitte)
vor der Humboldt-Universität in Berlin (1950) [7]

In den Jahre 1920/21 folgte eine Ausbildung in der Forstwirtschaft in Darmstadt. Zwischen 1921 und 1928 erfolgte eine Ausbildung zum Kaufmann. Anschließend war er als Werbefachmann und Spediteur tätig. Willmann besucht zugleich jedoch Abendkurse für englische Sprache, Literatur und vergleichende Sprachwissenschaft an der Technischen Hochschule (TH) Darmstadt und an der Universität Frankfurt. An der TH Darmstadt besuchte er Abendkurse bei Studienrat Prof. Dr. Schilling über englische Sprache und Literatur.

1920 wurde er Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ), 1921 der Internationalen Arbeiterhilfe (IAH). Er war auch Mitglied des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) und der Naturfreunde-Bewegung.

Ein ehemaliger Schulkamerad nahm Willmann mit zu Veranstaltungen der KPD und brachte ihn mit dem Volksschullehrer Wilhelm Hammann zusammen, der damals kommunistischer Abgeordneter des Hessischen Landtags war. Dies beschleunigte wohl seinen Beitritt 1923 zum Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) und 1925 zur KPD. Willmann berichtet auch von starken Auseinandersetzungen innerhalb der KPD-Ortsgruppe, die schließlich aufgelöst wurde, "weil sie zum Spielball der Ultralinken geworden" sei.

In seinen Erinnerungen erwähnt Willmann auch den Mord an Walther Rathenau am 24. Juni 1922 und die darauf folgende Großdemonstration am 27. Juni "wie sie Darmstadt noch nie gesehen hat. (...) Mehr als vierzigtausend Menschen manifestierten ihren Kampfwillen gegen die Reaktion. (...) Die Belegschaft der Firma Alter A. G. trat geschlossen zur Demonstration an, auch der Direktor mußte mit".

Willmann war 1926 Agitprop-Leiter des KPD-Unterbezirks Hessen-Süd und 1927/28 der KPD-Bezirksparteischule Hessen-Frankfurt. Ab Juni 1928 war er Mitarbeiter des Neuen Deutschen Verlags in Berlin, zwischen 1929 und 1931 dann Leiter von deren Vertriebsstellen in Bremen, Hamburg, Düsseldorf und Magdeburg. Von April 1931 bis März 1933 leitete er die Vertriebs- und Propagandaabteilung in Berlin und war Mitarbeiter der "Arbeiter Illustrierten Zeitung" (AIZ).

Zu Weihnachten 1932 besuchte Willmann seine Eltern in Darmstadt. Sein Vater, einst SPD-Mitglied, war der KPD beigetreten.

Nach der "Machtübergabe" an die Nazis 1933 betätigte sich Willmann weiterhin illegal politisch und arbeitete am Braunbuch mit. Am 2. Juni 1933 wurde er wegen verbotener Schriften in Hamburg verhaftet und verbrachte sieben Monate in sogenannter "Schutzhaft" im KZ Fuhlsbüttel.

1934 emigrierte Willmann in die Tschechoslowakei, Schweiz und das Saargebiet und war dort erneut für die AIZ tätig, allerdings wohl zum Schutz unter falschem Namen.

Im Mai 1935 emigrierte Willmann in die Sowjetunion und war dort in der deutschen Abteilung der Verlagsgenossenschaft Ausländischer Arbeiter tätig.

Im Mai 1945 kehrte Willmann nach Deutschland zurück und ließ sich in der späteren DDR nieder. Er gehörte zu den Mitbegründern des Kulturbundes und war von 1945 bis 1950 dessen Generalsekretär. Willmann gehörte 1945 auch zu den Mitbegründern des Aufbau-Verlags. 1946 besuchte er Frankfurt und auch Darmstadt, seine Eltern hatten durch den Bombenhagel alles verloren. Der Vater hatte sich wieder der KPD angeschlossen. Er starb 89-jährig im Jahr 1971. Willmann erwähnt auch, dass "in der Nähe von Darmstadt (...) V-2 Waffen hergestellt" wurden. Hiermit meinte er wohl Aktivitäten des Dr. Hans Heymann mit seiner Firma "Werkstätten für Schwingungsmeßtechnik", bis zur Brandnacht 1944 in der Neckarstraße 4.

Mit einem Schreiben vom 6. Mai 1946 wandte sich Heinz Willmann, "Generalsekretär des Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands", an Regierungspräsident Bergsträsser, mit dem er ihn über die Arbeit des Kulturbundes informierte und einige Schriften beilegte. Der Sozialdemokrat Bergsträsser antwortete freundlich mit einem Hauch von Empathie.

Von 1950 bis 1966 war Willmann Generalsekretär des Deutschen Komitees der Kämpfer für den Frieden (später Friedensrat). Von 1965 bis 1969 war er im diplomatischen Dienst der DDR tätig, 1966/67 unter anderem als Botschafter in der Tschechoslowakei. Als freischaffender Publizist verfasste er u. a. eine "Geschichte der Arbeiter-Illustrierten-Zeitung" und veröffentlichte 1977 seine Lebenserinnerungen "Steine klopft man mit dem Kopf".

Die DDR ehrte den Antifaschisten Willmann 1986 mit dem "Stern der Völkerfreundschaft" in Gold.


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