DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Zander, Paul (20.1.1884 Königsberg/Ostpreußen - 31.12.1955 Bad König/Odenwald) war Chefarzt und leitender Arzt des Elisabethenstifts in Darmstadt.

Zander studierte in Medizin in Königsberg. Er promovierte mit einer Arbeit über "Strophantintherapie bei akuter Herzinsuffizienz". 1914/1915 habilitierte er sich an der Universität Halle mit der Arbeit "Kritisch-diagnostische Studie über die tuberkulösen Erkrankungen der Beozoekalgegend". Stationen seiner beruflichen Tätigkeit waren das Anatomische Institut der Universität Marburg, die Universitäten Freiburg und Halle.

Im Ersten Weltkrieg arbeitet er als Arzt in Lazaretten. 1918 war er kurz als Oberarzt in Halle tätig und wurde am 1. April 1919 Chefarzt der Chirurgie am Elisabethenstift in Darmstadt. Das Adressbuch von 1921 gab seine Wohnung mit Olbrichweg 6, ab 1924 den Nicolaiweg 5 an.

Nach Ende der Aufnahmesperre trat Zander 1937 der NSDAP bei. Weiter war er Mitglied in den NS-Organisationen NSV, RLB, DRK, DAF und NS-Ärztebund.

Aus Anlass seines 25. Arztjubiläums, das "in Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste aus Partei, Staat, Wehrmacht, Stadtverwaltung und Ärzteschaft..." im Elisabethenstift groß gefeiert wird, erhält er eine vom Darmstädter Bildhauer Adam Antes geschaffene Führerbüste. Gleichzeitig erhielt das Elisabethenstift den Namen "Paul-Zander-Krankenhaus". In seiner Dankesrede sagte er unter anderem:

"An den kommenden Sieg zu glauben, wenn man mitten in der Niederlage steckt, darauf kommt es an und das vermag kein Optimismus. Dazu gehört das Dennoch". Er sei "tief glücklich , daß man mir einen langegehegten Wunsch mit diesem wundervollen Geschenk seiner Büste gemacht hat, so daß ich diesen Mann immer wieder vor mir sehen kann. ...".

Zander wurde als Mitläufer entnazifiziert und mit 2.000 Reichsmark Sühne belegt.

Nach dem Krieg, vom Elisabethenstift entlassen, richtete er in Bad König eine Chirurgische Klinik ein. Das Darmstädter Echo ehrte Zander am 19. Januar 1954 anlässlich seines 70. Geburtstages mit einem kleinen Artikel als den Arzt, der "auch als mitfühlender Mensch seinen Patienten zu Seite" stand. Über seine politische Haltung in der NS-Zeit wurde vornehm hinweg geschwiegen.

In der 1960er Jahren wurde in Bad König eine Straße nach ihm benannt (siehe dazu einen Leserbrief).

Eine sehr engagierte Biografie über Paul Zander hat der Historiker Hannes Winter in der Schrift "gelurt" geschrieben.


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