DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Bochow, Hans (7.10.1880 Lenzersilge/Kreis West-Priegnitz - 7.12.1963 Darmstadt) war Direktor der Deutschen Bank-Filiale Darmstadt, Nationalsozialist und nach dem Krieg unter vielem anderen auch Stadtrat der Stadt Darmstadt.

Bochow, Sohn eines Lehrers, legte am Königlichen Kant-Gymnasium in Berlin-Spandau das Abitur ab, absolvierte eine Banklehre und nahm 1901 eine Tätigkeit bei der Zentrale der Deutschen Bank auf. 1917 wurde er Prokurist in Frankfurt, 1921 Direktor der Deutschen Bank in Bad Nauheim und schließlich 1922 in der Landeshauptstadt Darmstadt.

Bochow war ein Anhänger der nationalsozialitischen Bewegung, wurde 1937 Mitglied der NSDAP. 1934 war er bereits Mitglied des NSKK geworden.

Der Jahresbericht 1935 der Ernst-Ludwigs-Hochschulgesellschaft-Vereinigung von Freunden der Technischen Hochschule zu Darmstadt e. V. nennt Bochow als Kassenprüfer und Mitglied des Vorstandsrats für das Geschäftsjahr 1935/36. Im Geschäftsjahr 1936/37 und 1938 gehörte er noch immer dem Vorstandsrat an.

Er war auch Mitglied im Vorstand der Ofenfabrik Roeder.

Im Entnazifizierungsverfahren wurde Bochow als Mitläufer eingestuft.

Karl Jakob Mayer, der bei der 1918 gegründeten Vereinigung von Freunden der Technischen Hochschule (TH) aktiv war und ab 1921 oder 1922 auch Mitglied der Vereinigung war, wurde im Studienjahr 1927/28 zum Ehrensenator der TH ernannt. Mayer, als Jude ahnend was ihm nach der Machtübernahme der Nazis drohen würde, floh bereits vor dem 30. Januar 1933 vor den Nationalsozialisten. Als Jude wurde ihm 1933 der Ehrensenatortitel aberkannt. Als sich Mayer 1949 an die TH wandte und sich um Rückgabe des Ehrensenatortitels bemühte, wurde dies von der TH abgelehnt. Besonders hervor taten sich hierbei Prof. Ernst Hueter, der letzte Assistent von Waldemar Petersen, Karl Merck und Hans Bochow. Merck und Bochow drohten sogar mit dem Austritt einiger Ehrensenatoren für den Fall der Rehabilitierung Mayers.

Im Jahresbericht 1955 heißt es:

"Dr. Merck gedachte in warmen Worten der Verdienste des aus der Geschäftsführung ausscheidenden Stadtrats Hans Bochow, der diese Aufgabe mit Rücksicht auf seine starke Beanspruchung im kommunalen Dienst abgegeben hat. Dr. Köhler schloß sich dem Dank von Dr. Merck an und betonte, wie erfolgreich Herr Bochow das Büro in den schwierigen Aufbaujahren geführt und dabei außerordentlich viel Umsicht und Interesse für die Belange der Vereinigung gezeigt habe."

Bochow schloss sich nach dem Krieg den Freien Wählern an und gehörte dem Darmstädter Magistrat vom 27.6.1952 bis 27.11.1956 an.

Der Jahresbericht 1958 führt Bochow als "Ehrensenator Hans Bochow, Stadtrat a. D., Bankdirektor i. R." als Mitglied des Vorstandsrats auf.

Und schließlich wird ihm im Bericht 1964 anlässlich seines Todes "für sein Wirken in der Zeit des Wiederaufbaus" besonders gedankt.

In der 1949 gegründeten Darmstädter Goethe-Gesellschaft war Bochow von 1958-1961 zweiter Vorsitzender.

Bochow war auch Mitglied der Burschenschaft "Rheno-Markomannia Darmstadt".

Das Adressbuch 1935 führt als Bochows Wohnung die Jahnstraße 128 auf.

Bochows Grabstätte befindet sich auf dem Alten Friedhof in Darmstadt.


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