Für das vorliegende Lexikon relevant sind die Fragen der Beteiligung der Deutschen Bank an Kriegen und der Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten sowie ihr Engagement im Bereich der Rüstung.
Als Gründungsdatum gilt der 10. März 1870. Geschäftszweck war "der Betrieb von Bankgeschäften aller Art, im Besonderen Förderung und Erleichterung der Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und den übrigen Europäischen Ländern sowie überseeischen Märkten", heißt es bei Wikipedia. Am 9. April 1870 habe sie ihren Geschäftsbetrieb in Berlin aufgenommen.
Daraus darf man schließen, dass der Erste Weltkrieg für die Bank geschäftlich einen Erfolg darstellte.
Zu den Nationalsozialisten pflegte sie enge Beziehungen. Bereits 1934 spendete sie 160.000 Reichsmark im Rahmen der "Adolf-Hitler-Spende der deutsche Wirtschaft" (siehe Abbildung).
Führende Mitarbeiter/Direktoren gehörten der NSDAP und /oder deren Organisationen an und/oder unterstützten die nationalsozialistische Politik wie zum Beispiel Hermann Josef Abs, Karl Ferdinand Halt (ab 1917 Ritter von Halt), Heinrich August Johann Hunke, Franz Heinrich Ulrich, Emil Georg Stauss und viele andere. Nicht wenige setzten ihre Karriere im Nachkriegsdeutschland fort.
Ein Schreiben der Berliner Zentrale aus dem Jahr 1938 zeigt ihr Verhältnis zu der Frage der sogenannten "Arisierungen" (siehe Abbildung).
Der Geschäftsbericht 1940 gedenkt zunächst der "auf dem Felde der Ehre" gestorbenen Mitarbeiter (siehe Abbildung).
Im Bericht des Vorstands wurden die Siege der Deutschen Wehrmacht und das damit verbundene "rüstungswirtschaftliche Gesamtergebnis" gelobt:
Dem "Frankfurt-Hessischen Beirat" gehörte "Louis Merck, i. Fa. E. Merck, Chemische Fabrik, Darmstadt" an.
Über die Beteiligung der Deutschen Bank am Vernichtungskrieg Deutschlands und der Unterstützung des nationalsozialitischen Regimes verweisen wir auf die als Quellen angegebenen Berichte und Untersuchungen.
Am 16. Februar 1995 berichtete die Frankfurter Rundschau unter der Überschrift "Deutsche Bank bekennt sich zu ihrer Mitschuld", dass sie sich "erstmals offen und schonungslos mit ihrer eigenen Vergangenheit während der nationalsozialitischen Diktatur" auseinandergesetzt habe. Dennoch ging die Berichterstattung über ihre "Verstrickungen" in der NS-Zeit weiter. So berichtete 1998 die Frankfurter Rundschau, dass sie "während des Zweiten Weltkrieges von den Nazis erbeutetes Gold von KZ- und Völkermordopfern" erwarb. Auch gab sie Kredite für den Bau des KZs Auschwitz. Der Spiegel berichtete im Jahr 2000, dass "Vorkriegsakten der Deutschen Bank in Halle belegen, wie beflissen sich das Geldinstitut auf die Arisierungspolitik der Nazis eingelassen hat".
Die Liste ließe sich fortsetzen und man fragt, hat die Bank aus ihrer Vergangenheit Schlüsse gezogen?
Die Initiative "Ordensleute für den Frieden" jedenfalls ist regelmäßig mit Mahnwachen und Protestaktionenvor der Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt präsent. Die 1983 gegründete Initiative ist der Überzeugung, "dass es keinen Frieden gibt ohne Gerechtigkeit für alle." Sie beklagt, "dass unser Wirtschaftssystem zu immer größerer Ausbeutung führt. - Kapitalismus bekämpfen - die Macht des Geldes durchkreuzen".
Ein aktueller Bericht der niederländischen Friedensorganisation PAX, über den die Frankfurter Rundschau am 13. Juli 2022 berichtete, zeigt, dass auch die Deutsche Bank mit vielen Milliarden Rüstungsfirmen finanziert (siehe Abbildung).
Die Deutsche Bank in Darmstadt
Eine Filiale der Deutschen Bank befindet sich seit über 100 Jahren in Darmstadt. Das Darmstädter Adressbuch von 1915 enthielt folgenden Eintrag (siehe Abbildung).
Am 19. April 1915 wurde die Niederlassung direkt neben dem Hotel "Traube" bezogen, und einen Tag später "geruhte der Großherzog und die Großherzogin, den Neubau zu besichtigen" zitiert die Frankfurter Rundschau eine damalige Zeitungsmeldung.
Der Ende 1921 nach Darmstadt gekommene Martin Faust, der zu jenen 16 Nationalsozialisten gehörte, die am 9. November 1923 beim Marsch zur Feldherrnhalle, dem sogenannten "Hitler-Putsch", versuchten, die Weimarer Republik gewaltsam zu beseitigen, arbeitete auch als Bankbeamter bei der "Deutschen Bank und Discontogesellschaft" am Luisenplatz 7.
Die Adresse der Filiale blieb seit dem ersten Eintrag von 1915 immer gleich, war es zunächst der Luisenplatz 7, in der NS-Zeit der Adolf-Hitler-Platz 7 und nach 1945 wieder der Luisenplatz 7.
Als Filiale in Darmstadt engagierte sie sich auch sehr aktiv im Sinne des Nationalsozialismus (siehe Abbildung).
Darmstadt, 1936 März / NS-Wahlkampf für die Reichstagswahl am 29. März 1936, hier: 'Denkmal' für die Kohleförderung vor der Deutschen Bank
Einer ihrer Direktoren war ab 1922 der 1937 der NSDAP beigetretene Hans Bochow (7.10.1880 - 7.12.1963), dem nach 1945 die Fortsetzung seiner Karriere als ehrenamtlicher Darmstädter Stadtrat von 1952 bis 1956 gelang. Die Technische Hochschule Darmstadt ehrte ihn als "Ehrensenator".
Als nach dem Zweiten Weltkrieg die Alliierten die Zerschlagung der deutschen Großbanken verfügte, gab es zunächst die "Deutsche Bank" kurzzeitig nicht mehr. Als Nachfolgeorganisation entstand in Hessen die "Hessische Bank". Wenige Jahre später war sie rehabilitiert und durfte sich wieder "Deutsche Bank" nennen.
Im Adressbuch von 1949 ist folgender Eintrag enthalten:
Das Haus wurde mehrfach umgebaut. Zur Hundertjahrfeier 2014 hatte die Filiale in Darmstadt etwa 97 Mitarbeiter.
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