DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Wachter, Friedrich Karl Heinrich von (21.8.1891 Darmstadt - 14.10.1975 Darmstadt) war ein deutscher Militär, der in der Zeit des NS-Regimes bis zum Generalleutnant befördert wurde und nach 1945 viele Jahre Vorsitzender der in Darmstadt ansässigen "Kameradschaft der Leibgardisten und des Infanterieregiments 115 e. V." war (siehe auch Leibgardisten-Denkmal und Soldatenverbände).

Wachter stammte aus einer Soldatenfamilie. In einem Mitteilungsblatt der Leibgardisten wird hervorgehoben, dass die Wachters "der Wehrhaftigkeit ihrer Gebietsherren, den Landgrafen von Hessen" seit Jahrhunderten ihren Tribut gezollt hätten. Und so trat Friedrich Wachter nach dem Abitur 1909 sofort am 25. Februar 1909 als Fahnenjunker in das Leibgarde-Infanterie-Regiment (1. Großherzoglich Hessisches) Nr. 115 ein. Kurze Zeit später wurde er zum Fähnrich und ein Jahr später zum Leutnant befördert.

Im August zog er in den Ersten Weltkrieg und wurde bereits am 22. August 1914 "im Kampfe um Anloy" so schwer verwundet, dass er vorerst nicht wieder zur Fronttruppe zurückkehren konnte.

Nach Genesung bildete er Soldaten an Unteroffiziersschulen aus, versah Dienst in Stäben, war Ordonanzoffizier und Korpsadjutant beim Gardereservekorps. 1915 wurde er zum Oberleutnant und 1917 zum Hauptmann befördert.

Nach dem Krieg erkannte er die Gefahr, so heißt es in einem Beitrag zu seinem 80. Geburtstag, "die der jungen Republik drohen, wenn anarchistische Zustände einreißen" und stellte das Hessische Freikorps auf, in das viele ehemalige hessische Soldaten eintraten. Ab Januar 1919 kämpfte er im Hessischen Freikorps, heißt es im "Lexikon der Wehrmacht". Mit Teilen des Freikorps sei er dann später zur Reichswehr übergetreten und wurde "Kompaniechef der 1. Kompanie des IR 15 in Gießen, der Traditionskompanie des Leibgarde-Regiments".

1926 wurde er Lehrer und Adjutant an der Heeresoffiziersschule Dresden. 1931 wurde er zum Major befördert und trat 1932 das Amt des Bataillonskommandeurs des I. IR 115 und Landeskommandanten von Hessen an. Von 1935 bis 1937 war er Lehrgruppenkommandeur an der Kriegsschule Hannover. 1936 war er zum Oberst befördert worden.

Am Zweiten Weltkrieg nahm er von Beginn an teil. So folgte 1940 die Beförderung zum Generalmajor. Für das NS-Regime kämpfte er in Belgien (Flandern) und Frankreich (Normandie) und in Russland. 1942 wurde zum General z. b. V. und danach zum Generalleutnant ernannt. Bei Kriegsende geriet er in Gefangenschaft, aus der er im Mai 1947 entlassen wurde.

Später war er viele Jahre Vorsitzender der Kameradschaft der Leibgardisten und des Infanterie-Regiment 115 e. V. und verantwortete die Herausgabe des Mitteilungsblattes "Der Leibgardist", in dem in schöner Regelmäßigkeit hohe NS-Militärs mit zum Teil ganzseitigen Anzeigen geehrt wurden, wie zum Beispiel Adam Dyroff, Julius von Bernuth, Maximilian von Herff, Dr. jur. und Dr. rer. pol. Hans Boelsen und Erwin Rommel.

Seit Erscheinen der ersten Ausgabe des "Leibgardisten" 1957 war von Wachter eine das Periodikum prägende und hochverehrte Gestalt. So erschienen zu seinem 75. und 80. Geburtstag lange Artikel und zu seinem Tode gar ein dreiseitiger Beitrag mit Todesanzeige. Zu seiner Beerdigung sprach der evangelische Pfarrer Hans Stenger von der Matthäusgemeinde (Heimstättensiedlung), der Wachter viele Jahre kannte. Offiziere der Bundeswehr hielten die Ehrenwache. Der Standortoffizier Oberstleutnant von der Osten legte den Kranz des Bundeverteidigungsministers nieder. Weitere Teilnehmer waren: General a. D. Otto Hitzfeld, Generalleutnant a. D. Friedrich Stahl, Generalmajor Gerhard Sturt, Generalmajor a. D. von Trotha, Generalleutnant a. D. Thielmann, Generalmajor a. D. Rudolf Henrici, Konteradmiral a. D. Heinrich Gerlach, Brigadegeneral a. D. Ernst Philipp, Generalmajor a. D. Ulmer, General a. D. Wolf, Ritterkreuzträger Oberst a. D. Dannemeier, Oberst a. D. Goecke, Oberst a. D. Max Sperling, Major a. D. von Hahn, Graf Bülow von Dennewitz, Graf Gerhart von Büdingen, Ritterkreuzträger Oberst a. D. Albert Panzenhagen, Oberstleutnant der Bundeswehr Jacobshagen und Major der Bundeswehr a. D. Richter.

Sehr bezeichnend heißt es im Nachruf "1945 kommt der Zusammenbruch, doch nicht für diese so soldatisch geprägte Persönlichkeit, ...". Eine Auswertung des Mitteilungsblattes der Kameradschaft der Leibgardisten ist unter "Soldatenverbände" zu finden.

Wachter wohnte in Darmstadt, Rehkopfweg 21.


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