DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Hofferbert, Willi
Willi Hofferbert, ca. 1920
Willi Hofferbert, ca. 1920 [10]
(16.11.1896 Darmstadt - 19.6.1972 Darmstadt) war ein bekannter Darmstädter Kunstmaler.

Nach dem Schulbesuch schloss sich eine Tätigkeit in einem Architekturbüro und ab 1912 das Studium an der Kunstgewerbeschule in Mainz an. Durch die Einberufung 1915 zum Kriegsdienst in Nordfrankreich musste er die Ausbildung unterbrechen und konnte sie erst 1918 an der Darmstädter Kunstgewerbeschule bei Christian Heinrich Kleukens fortsetzen. 1921 konnte er seine Kenntnisse und Fähigkeiten durch das Studium an der Akademie für Graphik und Buchgewerbe in Leipzig erweitern.

Ab 1922 arbeitete er unter dem Intendanten Gustav Hartung am Hessischen Landestheater in Darmstadt. 1924 ließ sich Hofferbert als freischaffender Maler in Darmstadt nieder. In dieser Zeit war er auch Mitglied der Darmstädter Gruppe, der unter anderem auch Fritz Deppert, Alexander Posch, Marcel Richter und Fritz Schwarzbeck angehörten.

"Von 1941 bis 1945 war er im Polizeidienst tätig" heißt es in vielen Kurzbiografien. Der ehemalige Darmstädter Kinderarzt Dr. Hans Joachim Landzettel erinnert sich an den 22. August 1944:

"Sehr gut kann ich mich erinnern, dass es nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler am 22. August morgens um 6 Uhr an der Wohnungstür Sturm läutete. Als zehnjähriger Junge rannte ich zur Tür, vor der zwei Gestapo-Beamte und einige Hilfspolizisten standen. Einer der Hilfspolizisten hatte dabei Tränen in den Augen. Er war ein in Darmstadt bekannter Kunstmaler, an dessen Förderung in der Weimarer Zeit meine Großmutter beteiligt war. ...".

Seine Großeltern, Elisabeth Kern und Jakob Kern wurden abtransportiert, Jakob in das KZ Dachau, Elisabeth in das Gefängnis in der Rundeturmstraße. Der Hilfspolizist mit den Tränen in den Augen war der in Darmstadt bekannte Kunstmaler Willi Hofferbert.

Hofferbert beteiligte sich nicht nur an der nationalsozialistischen Gau-Kulturwoche 1937 in Darmstadt, sondern auch an der Kunstausstellung auf der Mathildenhöhe "Darmstadt 1940" und der Ausstellung "Zeitgenössische Kunst aus dem Süddeutschen Raum" 1941, ebenfalls auf der Mathildenhöhe. (siehe Entartete Kunst)

Ludwig Metzger erwähnt in seinen Erinnerungen den Maler Willi Hofferbert als seinen Freund.

Nach dem Krieg lehrte er von 1947 bis 1962 an der Werkkunstschule in Darmstadt und gehörte zu den Mitbegründern der "Neuen Darmstädter Sezession" und war von 1951 bis 1953 deren Geschäftsführer.

An der Ostwand der Friedrich-Ebert-Schule im Pulverhäuser Weg 31 ist die von Hofferbert 1951 geschaffene Plastik "Schülergruppe" (200 mal 250 cm) zu bewundern.

Das Darmstädter Echo vom 27. Februar 1962 berichtete von der Verabschiedung des "langjährigen Dozenten und Mitbegründers der Werkkunstschule, die "in Gegenwart von Oberbürgermeister Dr. Ludwig Engel" stattfand.

In der Ausstellung zum 120. Geburtstag Hofferberts vom 22. Mai bis 30. September 2016 im Kunstarchiv Darmstadt sind ganz beeindruckende Blumenstillleben und Landschaften von ihm ausgestellt.

Ein Foto zeigt ein Stillleben von 1924 mit dem Hessischen Volksfreund mit der Information "in der Ausstellung "Entartete Kunst" gezeigt; von den Nationalsozialisten zerstört" sowie das Foto eines Porträts des von den Nazis geförderten Komponisten Hans Simon (1932).

In der Bombennacht 1944 wurden sein Atelier und seine Werke zerstört. 1946 gab er seine Wohnanschrift mit Richard-Wagner-Weg 33 an.


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